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Lindsey Davis Eisenhand (The Iron Hand of Mars, 1992) Deutsch von Christa E. Seibicke Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, 1994 Deutsche Erstausgabe

Rezensiert von Hubert Mergelsburger

Beim ersten Silberschweine-(immerhin noch ein Kriminal-)Fall wurde er vom Eichborn Verlag, obwohl Zweifel angebracht waren, als Zeit-Vorgänger von Sam Spade und Philip Marlowe hochgelobt. Mittlerweile banalwitzelt sich der römische Privatermittler Marcus Didius Falco aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert bei seinem vierten Auftritt mit abgegriffenen Wiederholungen durch einen angedickten Historien-schmöker (Caesar, Tacitus u. a. als Vor-Pflichtlektüre empfehlenswert). Einst noch originell, handfest und wortgagig, purzelt der unter Abnutzungser-scheinungen leidende Davis-Protagonist auf der Suche nach einem verschwundenen Legaten und bei der Auf-deckung von Manipulationen mit Heeresgeldern in eine Geschichtsge-schichte, die für deutsche Leser nicht ein-mal dadurch attraktiver wird, daß "Falco in Germanien" zwischen Bingium (Bingen) und Asciburgium (Moers-Asberg) agiert. Ein paar Tote am Wegesrand sind nicht unbedingt ein Alibi für einen Kriminalroman, und die sonst spritzi-gen, amourösen Verbalgeplänkel mit dem zimtduftenden Senatorentöchterlein platten auf die Dauer ab. Nein, Falco hat sein anachronistisches Pulver verschos-sen - vielleicht korrekter: seine spitze Zunge (oder Lanze) stumpf gewetzt, und Lindsey Davis ist mit Eisenhand nicht mehr so gut. Sie kann nur wieder besser werden. Poseidons Gold bietet sich an, wenn Lindsey Davis zum fünften Male die lateinisch-englische Wortspielfrage stellt: Qui-dunnit?

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Sharan Newman Das Geheimnis von Abaelard und Heloise (Death Comes As Epiphany, 1993) Deutsch von Christiane Bergfeld Econ Taschenbuch Verlag, Düsseldorf, 1994 Deutsche Erstausgabe

Rezensiert von Hubert Mergelsburger

Die geballte Ladung des Econ Verlags explo-dierte auf dem Feld des historischen Krimi-nalromans im September 1994 mit acht Titeln, breit gestreut innerhalb des Hand-lungsrahmens vom Mittelalter bis zur viktorianischen Zeit. Indes, es bleibt abzuwarten, ob Econs Spätzündun-gen (der Heyne Verlag hatte die Lese-Zeichen der Zeit bereits vor einem Jahrzehnt erkannt) noch Leserwirkun-gen zeigen werden, da mittlerweile die wahllose Ange-botsvielfalt erste Übersättigungs-symptome bloßlegt. Nach den Heldenbriefen von Hofmann von Hofmanns-waldau (1679), nach der Epistel Eloisa to Abelard von Alexander Pope (1717), nach manch Vergessenem, der das Liebesschicksal besungen hatte, rankte 1993 Sharan Newman um die Real-Liaison vom entmannten Abt Peter Abaelard (1079 - 1142) und seiner Schülerin Heloise (1101 - 1164) ihre Fiktivhandlung. Die Novizin Cathe-rine LeVendeur wird von Heloise, der Äbtissin des Pa-raklets, 1139 A. D. schweren Herzens aus dem Schutz der Klostermauern in die sündige Welt entlassen, um eine diabolische Intrige zu entlarven. Denn böse Mächte ha-ben ein Psalmbuch, Heloises Symbol der Verzeihung und des Respekts, ketzerisch verunstaltet, um ihre Aus-söhnung mit Adam Suger, Abt von Saint Denis (um 1080 - 1151), zu hintertreiben. Bis zum väterlichen Segen, dem weltlichen Geliebten schlußendlich beiwohnen zu dürfen, deckt die mediävale V-Jungfrau das möderische Tun ei-nes Teufelskults auf, so daß sich schließlich die satani-schen Brüder, wenn nicht gegenseitig, so doch selbst um-bringen. Tote allenthalben, aber das Fang-das/den-Böse/n-Spiel ist nur bedingt ein Kriminalroman. Denn Newmans Schreibe rückt das Howcatchem der unbefleckten Wahr-heitsempfängerin, die mit steriler Inbrunst sucht und, von ihren inneren Stimmen geleitet, auch findet, in die Nähe eines simpel-sentimentalen "romantic historicals", das jeglichen Thrills beraubt wurde. Hängt den Dieb, bevor er Das Tor des Teufels zum zweiten Teil aufstößt und die Braut, die mit der Aufklärung eines gräßlichen Mordes im Kloster schwanger geht, am Ende noch sitzen-läßt!

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Paul Harding Kapuzenmörder (Murder wears a Cowl, 1992) Deutsch von Rainer Schmidt Eichborn Verlag, Frankfurt/Main, 1994

Rezensiert von Hubert Mergelsburger

Es war wieder einmal ein satter Griff ins volle mittel-alterliche Mörderleben und zugleich ein blutiges Wechselspiel zwischen 1302er Real- und Fiktivwelt, wie uns Autor Harding, d. i. P. C. Doherty, Jahrgang 1946, im Nachwort aufklärt. "Leading character" ist wiederum Hugh Corbett, Bewah-rer des Geheimsiegels und oberster Sekretär der Staats-kanzlei Edwards I. von England und dem wahren Schrei-ber und Täterjäger John de Droxford nachempfunden. Nachdem der Eichborn Verlag die ersten vier Titel der Corbett-Chronologie (Satan in St. Mary's; Crown in Darkness; Spy in the Chancery; The Angel of Death) ausließ und hierzulande einstieg mit dem fünften Roman The Prince of Darkness (Der Prinz der Finsternis; 1993 - Die Anspielung auf den Spitznamen von Prinz Charles wegen seiner Spaziergänge mit Camilla Parker Bowles nach Sonnenuntergang sitzt dem Schalk Harding sehr wohl im Nacken.), schlägt sich Corbett im sechsten Fall doppelt: Aus einem dichten Verbrechensknäuel ent-wirrt er zwei blutrote Handlungsfäden. So verhindert er den historisch nachweisbaren Münzdiebstahl hier durch seinen alten Widersacher Amaury de Craon, der auf sehr unchristliche Weise für seine Allerchristlichste Majestät König Philip IV. von Frankreich den Schatz seiner blau-blütigen Konkurrenz von jenseits des Kanals sich anzu-eignen beabsichtigt. Zum anderen klärt er souverän eine schwere Massenmörderei an leichten Mädchen auf. Daß sich dabei die fromme Frau als Hurenkillerin entpuppt und nicht - wie immer - die Gärtnerin, spielt keine erheb-liche Rolle. Beiden hätte man krankhafte Eifersucht mit Todesfolgen anlasten können, weil ihre Männer vor-zugsweise eine Dirnen-"Scham liebkosten, küßten, pflügten um der Freude willen, die sie ihnen nicht geben konnten". Die Logik schlägt allenthalben wieder Purzelbäume, und selbst die für die ersten Harding-Romane um den Bruder Athelstan geschätzten Vitalschilderungen des prallen Londoner Straßenlebens von einst wiederholen sich (na-türlich!) und verblassen langsam. Doch wie dem auch sei: Harding lieben, Harding hassen - eine großzügige Prise Überlesenskunst sollte mitgebracht werden.

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Die Heilerin von Canterbury sucht das Auge Gottes (The Eye of God, 1994) Deutsch von Marion Balkenhol Eichborn Verlag, Frankfurt/Main, 1995

Rezensiert von Hubert Mergelsburger

Zumindest ein Geheimnis umgibt sie: Wer ist Celia L. Grace? Die Frauenzeitschrift Brigitte (19/1994) mutmaßte in ihrer Besprechung des ersten Bandes Die Heilerin von Canterbury, daß ihr "Stil auffallend an den Paul Hardings (Anm.: das wiederum ist ein Pseudonym P. C. Dohertys) erinnert. Sollte sich der pfif-fige Engländer noch ein weiteres, diesmal weibliches Pseudonym zugelegt haben?" Vieles spricht in der (Mord)Tat dafür; manches könnte dagegen sprechen. Wie dem auch sei - immerhin hat die Unerkannte ihren Har-ding, der bisweilen von sich selbst abzuschreiben beliebt, gut gelesen. 1471 - Rosenkrieger Edward IV. könnte sich im Sieges-glanz über das Haus Lancaster sonnen, würfe nicht ein verschwundenes Amulett mit einem wertvollen Saphir, eben jenem Titel-Auge Gottes, einen dunklen Schatten aufs königliche Yorkisten-Gemüt. War es doch einst die majestätische Freundesgabe an den treuen Grafen War-wick, der jetzt als toter Überläufer auf dem Schlachtfeld lag, die adelige Brust des Kleinods beraubt. Seine Königliche Hoheit selbst bemühen sich um die "Baderin, Apothekerin und Ärztin" Kathryn Swinbrooke als ein-Fall-erfahrene Aufklärerin, da "Ihr erstens ehrlich seid, zweitens der Krone und der Kirche einen großen Dienst erwiesen habt, als Ihr den Giftmörder dingfest machtet, und drittens Eure Fähigkeiten nach Belieben einsetzen könnt". Ihr zur Seite, keusch und züchtig, steht - wie auch schon im Vor-Fall - der irische Soldat, Mar-schall des Hauses York und dessen erster Kundschafter, Colum Murtagh, auf der Jagd nach dem blauen Talis-mann. Munter und unkompliziert wird um eine an Spannung mäßige Mordserie solange mit realhistorischem und na-turheilkundigem Zeitkolorit herumgeschrieben, bis Tä-terentlarvungs- und Seitensoll von einer Paar-Konstellation erfüllt sind, wie man sie - zwei weibliche (?) Seelen, ein nur um ein Jahrhundert (1363/65) ausein-anderliegender Gedanke - nahezu identisch auch bei Candace M. Robb findet (das soldatische Rauhbein und die sanfte Kräuterfrau mit dem klugen Verstand; bislang zwei Bände im Bastei Verlag). Wer wem was im britischen Boom des historischen Kri-minalromans nachempfindet, soll und kann hier nicht geklärt werden.

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Candace M. Robb Die Kapelle des Erzbischofs (The Lady Chapel, 1994) Deutsch von Hans Freundl Bastei Verlag, Bergisch Gladbach, 1995 Deutsche Erstausgabe

Rezensiert von Hubert Mergelsburger

Sie ist nicht die einzige Spürhündin, die im mittelalterlichen Revier Mord und Totschlag wittert: die adrette Kräuterfrau Lucie Wilton. Doch während sich ihre Schwestern im detektivischen Geiste wie z. B. die Benediktinerin Frevisse *) oder die Heilerin von Canterbury **) oder die - entgegen den Verlagsangaben - eher post-mediävale Jungfer Grundlin ***) als Protagonistinnen präsentieren, ist sie mehr der viktorianischen Charlotte Pitt ****) verwandt, als Täterjäger-Ehefrau weniger Steigbügelhalterin denn sattelfeste Mitreiterin auf dem kriminalen Pegasus. Für die Apothekerswittib ist es der einäugige Owen Archer, ausgemusterter Hauptmann der herzöglichen Bogenschützen und jetzt des Lordkanzlers von England und Erzbischofs von York bevorzugter Ermittler, mit dem sie nach dem ersten Serienband (Die Rose des Apothekers) legal Tisch und Bett teilt. Der Konkurrenzkampf um königliche Exportrechte nach Flandern tobt anno 1365, und Edward III. treibt ein - historisch verbürgtes - hinterhältiges Spiel mit der Gilde der Wollhändler, den unverzichtbaren Kriegskassenfinanziers für seine Frankreich-Ambitionen. Neid und Mißgunst, Lug und Trug, Haß und Verrat prägen die schmutzi-gen Regeln, und die durchgeschnittenen Kehlen und abgehackten Hände werden für Owen und Lucie mehr als ein schwerer Fall von Körperverstümmelung. Aus mehreren, zunächst parallelen Handlungssträngen trieft immer wieder Blut auf den roten Faden, mit dem das ideale Fallöserpaar das Netz um die Brutalokiller knüpft. Doch es macht letztlich keinen überraschenden Fang. Die, denen das Böse von Beginn an ins Gesicht geschrieben worden war, erfüllen die in sie gesetzten Erwartungen bis zu ihrem toten Ende. Daß es bei dieser literarischen Mischung aus Wahrheit und Dichtung für die Fiktivakteure ein leichteres Sterben ist, liegt in der Natur von Sein und Schein, hier fein verwoben von Candace M. Robb. Sie gibt den "kleinen Leuten, von denen in den Geschichtsbüchern nicht die Rede ist", aber mit denen die "Ro-manciers und Dramatiker die kleinen Einzelheiten einer historischen Epoche nach-zeichnen", die Gelegenheit, den "Mächtigen menschliche Züge zu verleihen". "Jene Owen Archers und Lucie Wiltons werden (nach ihren ersten Erfolgen bei den Le-sern/innen weiterhin) still und unauffällig (aber buchfüllend) ihrer (Aufklä-rungs)Arbeit nachgehen" und als "glaubwürdige Charaktere Geschichte zum Leben erwecken"; so auch in den Folgetiteln Das Geheimnis der Nonne und Der Lord-kanzler des Königs

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Kate Sedley Der zerrissene Faden (The Hanged Man, 1993) Deutsch von Irmela Erckenbrecht Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek, 1995 Deutsche Erstausgabe

Rezensiert von Hubert Mergelsburger

Ach ja, die kriminalhistorischen Literatursenioren -wenn sie sich - Das waren noch Zeiten! - ihrer frühen Jahre erinnern und verklärte Vergangenheit erzählen. Sir Roger Shallot z. B. *) oder - wie hier - Roger Chapman ("Heute, im Jahr des Herrn 1522, ein alter Mann."), der noch als Novize dem Drang des Weltlichen folgte, die Benediktinerkutte an den Nagel hängte und - die Klostermauern von Glastonbury im Rücken - drei Kreuze machte, um fortan als Hausierer Brot und Bett zu verdienen. Übrigens: im Original "Roger the chapman" (also nicht als Nachname, sondern als Berufsbezeichnung). Indes, er schritt, weniger nützlichen Krimskrams und allerlei Tand verhökernd, fürbaß durchs 15. Jahrhundert, als daß er vielmehr sein himmlisches Talent zur Verbre-chensaufklärung feilbot: "Gott wollte mich als Werkzeug Seiner Vergeltung einsetzen. Er hat mir einen klaren Verstand, eine feine Empfindsamkeit für die Launen und Stimmungen und einen scharfen Blick für scheinbar unbedeutende Nebensächlichkei-ten geschenkt, und diese Gaben hatten schon zweimal (Anm.: Die letzte Rast und Ge-fährliche Botschaft; zwei weitere Taschenbuch-Gele-genheiten sollten nach den Hardcover-Vorgaben des Wunderlich Verlags 1997 bzw. 1998 folgen: Fromme Un-schuld und Das alte Lied) dazu geführt, daß ich meine eigenen Angelegenheiten ste-hen und liegen ließ, um mich um die anderer Leute zu kümmern." Naßkalte 1474er Wintertage bescheren dem ambulanten Gewerbler nicht nur eine "dicke Erkältung", sondern zugleich auch willige Ersthelferinnen. Und während ihm die Mutter mit einer warmen Suppe wohltut, setzt das heiratsfreudige Töchterchen mit ihrer ganz persönlichen Körperwärme den richtigen Hebel zur baldigen Genesung des Lustschutzlosen in Bewegung. Der nicht nur zu Dank verpflichtete Rekonvaleszent bringt dafür Licht in das Dunkel eines rätselhaften Familienmakels, der seit Monaten auf den beiden Nächstenliebenden lastet. Ihr (Groß)Vater, Hüter beträchtlicher Mieteinnahmen seines Brötchengebers, war, eine Blutlache zurücklassend, zeitweilig ebenso verschwunden wie die Leder-beutel mit den Münzen. Der raub-, aber nicht mordgeständige Dieb wird nur zu schnell (unschuldig?) gehenkt. Gilt es, geschickte Winkelzüge eines/r perfiden Ränkeschmieds/in nachzu-messen? Ein Kriminalroman, scheinbar ohne Mord, der seine nur mäßige Spannung allein aus der Frage bezieht, was denn nun tatsächlich geschehen ist. Dabei hält Kate Sedley, Jahrgang 1926, die Lektürelust in annehmbaren Grenzen, wenn sie die dritte Retro-spektive des detektivischen Routen-Gängers, dem nur allzu oft die göttliche Fügung seines Werkzeugmachers oder eben nur der Zufall eifrig unter die weltlichen Arme greift, in solider Soft-Diktion wiedergibt.

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Ann Dukthas Maria Stuarts dunkles Geheimnis (A Time for the Death of a King, 1994) Deutsch von Marion von Balkenhol Eichborn Verlag, Frankfurt am Main, 1996 Deutsche Erstausgabe

Rezensiert von Hubert Mergelsburger

Murder and Mystery Tours am Fuße von Edinburgh Castle sind an der guten Nachtordnung: "WARNING - Due to Ghostly Encounters you come on these tours at your Own Risk!" Jeweils zwei mit allen schmutzigen Leith-Wassern gewaschene Schauspieler lassen in den dunklen Gassen der Altstadt ab 21 Uhr für gänsehautgierige Touristen Grusel und Grauen aus blutiger Vergangenheit lebendig werden, daß es nur so ein wahres Stöhnen, Kreischen, hysterisches Lachen ist. Ann Dukthas führt die Leser auf ihre literarische Weise hinters Licht, dessen Schein einst die Greueltat am 9. Februar 1567 für die Nachwelt nicht ausreichend genug be-leuchtete: Eine gewaltige Explosion erschütterte gegen 2 Uhr Edinburgh und legte die Alte Probstei von Kirk o'Fields in Schutt und Asche. Mehrere Diener, die neben dem königlichen Nachtgemach schliefen, wurden buchstäblich in Stücke gerissen und konnten nur noch an ihrer Kleidung erkannt werden. Der im Bett vermutete König selbst, dem der Anschlag galt (?), lag zusammen mit seinem Leibpagen etwa fünfzehn Meter von der rauchenden Trümmerstätte jenseits der Stadtmauer im Obstgarten: nackt (im Pelzmantel, im Nachtgewand - auch hier gehen die Ansichten auseinander) und tot (das wenigstens ist unumstritten); ohne irgendein sichtbares Zeichen auf welche Mord-art auch immer (Erwürgen, Gift oder gar tödliche Verletzungsspuren durch die Explo-sion). Historiker argwöhnen, mutmaßen, spekulieren, meinungsstreiten bis heute, wenn es um die Ermordung von Henry, Lord Darnley, durch seine achtzehn Monate früher mit Maria Stuart geschlossene Ehe König der Schotten, geht. Und auch unsere kriminal-fallsüchtige Imperfektionistin, die, während andere noch suchen, in dem "Raben", ei-nem Geheimagenten des Queen-Elisabeth-Vertrauten Sir Francis Walsingham, den verantwortlichen Mittäter findet, hält sich in ihrer romanhaften Auslegung alle Wahr-heitstüren offen. Ordnet sie doch die Akte Darnley "den großen Rätseln (zu), die eben-so viele Lösungen haben, wie sie Fragen aufwerfen". Daß sie sich darüber hinaus ihr Augenzeugenmanuskript (eine Spiel- art der berühmten angelsächsischen Fiktiv-Biographien) von einem aus der Zunft der Ewig-Lebenden aus der Vergangenheit in die Gegenwart schmuggeln ließ, entrückt den handfesten Geschichtsthriller ohne hochgradige Spannungssequenzen in das Reich der Dinge im Himmel und auf Erden, deren es mehr gibt, als unsere Schulweisheit sich träumt. Wie hatte schon Holyrood-Palace-Besucher Fontane - allerdings bezogen auf die Er-mordung des Maria-Intimus David Riccio - drei Jahrhunderte später zukunftahnend erkannt: " Das Grauen ist vorbei, wenn man uns das Blut tischbreit auf die Diele malt."

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Kate Ross Der zerrissene Vorhang (A Broken Vessel, 1994) Deutsch von Mechthild Sandberg-Ciletti Goldmann Verlag, München, 1995 Deutsche Erstausgabe

Rezensiert von Hubert Mergelsburger

D er Goldmann Verlag tut sich ein wenig schwer mit den Julian-Kestrel-Fällen der Kate Ross. So preisen seine Taschenbuchprogramme 5/95 - 4/96, in denen u.a. der Erstling Bis ins Mark als Neuerscheinung für Januar 1996 ausgewiesen wird (tatsächlich seit 1994 in Leserhänden) oder in einzelnen Literaturartsparten unterschiedliche Titelkomplettierungen aufgeführt sind, die Ross-Texte fälschlicherweise als "viktorianische Kriminalromane" an. Dagegen haben sich die Umschlaggestalter nachlesbar andere Gedanken gemacht: Mit "Ein Kriminalroman aus dem alten England" (Band 1) bzw. schlicht und einfach und noch zeitneutraler "Roman" (Band 2) legen sie sich - zu Recht - nicht fest. Und das ist gut so; ist doch die "viktorianische Aera" inselmäßig fraglos "the time when Queen Victoria ruled (1837 - 1901)". Die Zeitangaben der Ross-Bewältigung englischer Krimi-Vergangenheit sind einwand-frei vorviktorianisch: Frühjahr 1824 und Herbst 1824, wobei die Waschzettelschreiber mit "1820" sogar noch das zweite Kestrel-Abenteuer vor das erste legen. Julian Kestrel, "erster der Dandys" der Londoner High Society, Salonlöwe, Mode-trendsetter, Sportas, der "Schönheit gar nicht nötig hatte, um Aufmerksamkeit zu erre-gen", "niemals sehr flüssig" und ab und an sogar "tief in Schulden steckend", ist so der rechte Schablonenprotagonist, wie er vor Jahrzehnten (und früher) in der Genrelitera-tur sein meist maskiertes, Recht schaffendes (Un)Wesen trieb. Nicht nur daß seine Freizeitbeschäftigung die Mörderjagd ist (Er hatte schließlich nach seinem ersten Fall "kaum je etwas Aufregenderes erlebt".) und "in ihm ein verzehrendes Interesse am Verbrechen gewachsen war, seinen Motiven und Methoden, der Suche nach Spuren und Indizien, die sie ans Licht brachten"; nein, die gute Seele von Mitt-Twen ist auch ein Sozialstraßenfeger. Hatte er doch den Jung-Ganoven Dipper auf frischer Taschen-diebtat ertappt und kurzerhand zu seinem ergebenen Diener gemacht, und auch die kokette Liebedienerin Sally, zufällig Dippers Schwester, findet schnell den Weg in sein Haus, sein Herz, sein Bett. Doch mit dem Mädchen kommt nicht nur Freude auf. Drei von ihr gestohlene Freier-Taschentücher und ein dazwischen verborgener Hilferufbrief einer kurzzeitig geheim-nisumwitterten, jungen Frau stürzen den kriminalen Samariter aus Leidenschaft in ei-nen rätselhaften Fall von Teetassen, Teekistchen, Teekannen. In horizontalgewerbli-cher Aufreißersprache stehen das eine, das andere und das dritte für "Frauen", "kleine Mädchen" und "Knaben", phantasieanregend mit Lockattributen wie "Porzellan", "ja-panische Lackarbeit", "vergoldet", "bemalt", "verziert" geschmückt. In einer extensi-ven Aufklärungsrush-hour läßt der Hobby-Detektiv die Mädchenhändler und ihren illegalen Stoßverkehr sich in einer finalen Sackgasse totlaufen. Aus dem Sündenpfuhl erwächst eine wahre Geständnisflut aller, die je eine Leiche im Keller hatten, und die arg konstruierten, leidenschaftslosen Tätermonologe werden gottlob von der letzten Buchseite zum Schweigen gebracht. Alles löst sich in märchen-haftes Wohlgefallen auf, nur der vor etwas spärlichem Zeitkolorit agierende Julian Kestrel muß seiner pretty woman entsagen. Sei's drum - seine Hoffnungen kann er getrost in den nächsten Band dieser lockeren Leicht-Lektüre hinüberretten.

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